Heinz Dopsch, Prof. Dr. phil., emeritierter Professor an der Universität Salzburg, war ein österreichischer Historiker von europäischem Rang. 45 Jahre lang praktizierte er exemplarisch, dass sich aus der Tiefendimension eines für die europäische Geschichte relevanten Raumes am Beispiel von Salzburg und den Ostalpen eine große und kompetente Geschichtsschreibung ableiten lässt. Geboren am Allerheiligentag 1942 (1. November) in Wien, mit seinem letzten Wohnsitz in der Golfstraße 42 in A-9082 Dellach bei Maria Wörth (Kärnten), starb er am 31. Juli 2014 nach einer schweren Krankheit, aber überraschend für seine Leser und Hörer.

Heinz Clotar Alfons Dopsch absolvierte 1960 das Bundesgymnasium XIX in Wien, danach studierte er Geschichte auf der Grundlage ausgezeichneter Lateinkenntnisse (Studium der klassischen Philologie als Nebenfach). Mit seiner Dissertation über die steirische Herrschaftsklasse erschloss er sofort eine historische und zukunftsweisende Landschaft des ehemaligen Habsburgerreichs. Auf dieser methodischen Grundlage des landeskundlichen Verständnisses der Weltgeschichte arbeitete er ab 1969 in Salzburg weiter. Hier erschloss er als Assistent von Prof. Hans Wagner und mit seiner Habilitationsschrift „Das Erzstift Salzburg im Mittelalter“ wie kaum ein anderer Historiker das universelle historische Profil des Ostalpenraums. Es folgten Publikationen wie „Geschichte der Stadt Salzburg“, „Die Länder und das Reich – der Ostalpenraum im Hochmedalter“ sowie zahlreiche regionalhistorische Studien über Klöster, Städte und Gemeinden im Bereich der Salzburger Landesgeschichte. Seine Hauptwerke gelten als die Geschichte des Landes Salzburg in acht Bänden und die fünfbändige Geschichte Berchtesgadens, eine Regionalgeschichte und nicht nur eine Heimatkunde, obwohl letzteres Thema durch Dopsch in den Vordergrund gestellt wurde.

Die kleineren Publikationen und Vorträge, die immer greifbar und fortlaufend sind, sind nicht zu zählen und wahrscheinlich jedenfalls nicht zu unterschätzen. Auf den Kongressen der Internationalen Paracelsusgesellschaft Salzburg sowie auf anderen Konferenzen nicht nur zu diesem Thema stellten seine Beiträge immer einen gewissen Wert dar, auch didaktisch auf der damaligen Ebene und dennoch „althumanistisch“ begründet.

Heinz Dopsch war auch mit der Kultur-, Kunst-, Wirtschafts- und Zeitgeschichte im oberbayerischen Grenzgebiet zu Salzburg bestens vertraut, wie er zuletzt 2012 bei einem Ausflug in die Internationale Paracelsusgesellschaft Salzburg als deren Präsident eindrucksvoll unter Beweis stellte. Ob der Kommentar zur jeweiligen historischen Ersterwähnung, zur Geschichte der Dynastien, zur Religionsgeschichte, zur Mystik, zu Bezügen zur Neuzeit einschließlich des Nationalsozialismus und zu Entwicklungen in der Nachkriegszeit: Auf Dopsch konnte man sich bis ins letzte Detail verlassen. Gleichzeitig hat er seinen unvergleichlichen Wissensreichtum nie langweilig präsentiert. Akademische und intellektuelle Bescheidenheit gehörten zu seiner Natur. Ob Anfänger oder Habilitanden, er erschien immer über Arroganz hinaus mit beispielhafter Geduld gegenüber den Zuhörern, auch gegenüber Sprechern, die weit von seinem Niveau entfernt waren. Vielmehr tat es ihm nicht allzu leid, Stadtführer von Salzburg und Umgebung über die Lehrerausbildung hinaus auszubilden: zu wissen, dass diese Menschen zu den wichtigsten Multiplikatoren kulturhistorischen Wissens gehören. Er engagierte sich in Fernsehfilmen, Radioprogrammen und Volkshochschulen, wie sie bei Spitzenforschern selten zu finden sind. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass er es getan hat, weil er das Volk so sehr liebte wie das Thema, die Geschichte Salzburgs, das ehemalige Heilige Römische Reich Deutscher Nation und die damit verbundene Kultur, die er dennoch immer wieder kritisch und jenseits des nationalen Pathos darzustellen wusste.

Neben der Universität Salzburg, die er als Dekan seiner Fakultät innehatte, und der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, die mit ihm ihren Meister verlor, war Heinz Dopsch jahrzehntelang einer ihrer besten Gelehrten, in Ostalpenfragen der beste, die tragende Säule der Internationalen Paracelsusgesellschaft Salzburg. Das wichtigste Ereignis der letzten 30 Jahre war die 500-Jahr-Feier 1993, für die er zusammen mit seinem leistungsfähigsten Kollegen Dr. Peter F. Kramml eine bahnbrechende Publikation herausgab. Damit wurde Salzburg für 20 Jahre zum Mittelpunkt der Paracelsusforschung.

Von den No-Netzwerken ging er weiter zu den großen Zusammenhängen: Die Salzburger Kultur wurde immer auch als Österreich als Ganzes gesehen, deutsch und europäisch, die globalen Perspektiven bis hin zur muslimischen, jüdischen, orthodoxen Welt dürfen nicht vergessen werden. So lebte Heinz Dopsch die universelle Geschichte.